Der Chronist mag keine Nörgelei hintenherum, ist aber froh über jeden Brief, der Anregungen gibt, wie mans' besser macht. Also her mit Anregungen! Und, liebe Schüler, die Hauptsache: Das Landheim ist eine Stätte der Gemeinschaft. Der einsame Grosstädter kann da draussen einen Freund, einen Kameraden finden, an dem bisher in München vorbeigegangen ist. In Holzhausen gibt es Füchse (die Hühner unserer Bauern wissen von ihnen zu erzählen, d.h. wenn sie zu erzählen wissen, können sie nicht mehr erzählen). Hoffentlich muss keiner dieser Füchse zu euch so sprechen, wie der Fuchs zum „kleinen Prinzen“ (bei Saint Exupéry): „Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!“ Gewinnet Freundchen in Holzhausen und für Holzhausen! Nebenbei gesagt: Wenn ihr gar zu laut „Tor“ brüllt, und am Abend nicht rechtzeitig Nachtruhe haltet, so denkt daran, dass unser Landheim ein keltisches Heiligtum, ein „Kultplatz“, war! Gerade im vergangenen Schuljahr hat Klaus Schwarz (Wir haben ihn draussen graben gesehen) einen Aufsatz darüber veröffentlicht: „Spätlatènezeitliche Vierecksschanzen, keltische Kultplätze“. Unsere Letzte Zwangsmieterin könnt ihr nicht mehr stören, sie am 1. Februar ausgezogen. Auch Frau Schwarz, unsere Wirtschafterin, wird uns am 1. August verlassen. Mit Ausnahme der Monate Januar und Februar war das Landheim fast durchwegs von unseren Schülern bevölkert. Die 1. Klassen und die Schüler der 5. - 9. Klasse waren durchschnittlich 3 Tage, die 2. und 3. Klassen 5 Tage und die 4. Klassen 4 Tage im Landheim. Klassen, bei denen dies nicht stimmt, werden im neuen Schuljahr entschädigt (Dieses Verprechen wird mich noch bitter reuen.). Herr Krick, Herr Eberhard und Herr Dr. Rauch waren in den Ferien mit Schülergruppen in Holzhausen. Schönen Dank! Gastweise waren mehrmals über den Sonntag Gruppen der katholischen Jugend im Heim.

Durch Veranstaltung von Rundenspielen im Freien und in der Halle, durch häufige Zusammenkünfte der Klassensprecher (zehnmal), bei denen auch die Wiederstrebenden aus ihrer Reserve herausgelockt wurden, durch Differenzierung der Hausordnung nach Klassenstufen, durch Vorschläge für die Lesebücherei, für die Ausschmückung unseres Hauses, für die Anbringung von Schaukästen hat uns die Schülermitverwaltung geholfen, in die Anfangs amorph erscheinende Schülermasse einer großen Schule Gestalt zu bringen. Irgendwie soll sich ja jeder Schüler bei uns angesprochen fühlen, der Jazz-Fan wie der Kammermusiker, der streng Gläbige wie der Existentialist; selbst denen, die von Zeit zu Zeit der Bizeps nach randalierendem Halbstarkentum juckt, wird hoffentlich bald im Sportplatz und in der Einrichtung eines eigenen „Tollhauses“ im Landheim eine Freude geboten werden. Eine Reihe von berechtigten Schülerwünschen zur Verbesserung der Hygiene und Schönheit unseres Hauses wird freilich erst nach und nach erfüllt werden können. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Besonders berücksichtigt wird in der Zukunft die bereits vorliegende Kritik der SMV am Landheimbetrieb und an den Fahrten des abgelaufenen Schuljahrs.

Eine schöne Anregung, die gleichfalls noch in die Tat umgesetzt werden muss, sei hiehergestellt, weil ich dazu aller Mithilfe, die der Lehrer, Eltern und Schüler, bedarf. Die Schülermitverwaltung wollte, dass nicht nur die Großen Schi fahren, sondern auch die kleinen ein- zweimal ein paar Tage echte Winterluft atmen sollen. Es wäre doch fein, wenn jeder Rupprechtone an einigen Winterabenden von sich sagen könnte: „Der Schnee hat mir die Wangen gerieben und riß mir die Haut entzwei.“

Günther Eich