Auch das zu Ende gehende Schuljahr stand ganz im Zeichen der beabsichtigten Renovierung unseres Hauses. Seit dem Beschluß des Vorstandes im Jahr 1987, das Landheim einer Gesamtsanierung zu unterziehen, richten sich alle Anstrengungen auf dieses Vorhaben. 
Mit viel Elan und Zuversicht ging man an die Arbeit, aber bald stellten sich Hinderniße in den Weg, mit denen man nicht gerechnet hatte. Dabei schienen die einzelnen Schritte so klar.

1. Schritt: Was muß überhaupt gemacht werden?

Immer wieder Begehungen des Landheims, unzählige Notizen, rauchende Köpfe. Wenn schon Renovierung, dann aber auch Anpaßung an den aktuellen Standard einer Jugendherberge, z.B. Umgestaltung der Toiletten und Waschräume. Wie aber sieht dieser Standard aus? Wir stoßen als Nichtfachleute an Grenzen. Schließlich laden wir den Geschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerkes ein, aber dann steht das Renovierungskonzept. Also nichts wie los, weiter zum nächsten Schritt: Einholen eines Kostenangebots.

2.Schritt: Was kostet das Ganze?

Wer erstellt ein fundiertes Kostenangebot, das alle Gewerbe (Mauerarbeiten, Heizung, Sanitär, Elektroinstallation, Schreinerarbeit, Dachdeckerarbeiten, Fußbodenarbeiten, Malerarbeiten) einschließt und das als Grundlage für die Beantragung öffentlicher Gelder geignet ist?

Bald stellen wir nach Rücksprache mit verschiedenen Fachleuten fest, was der sachkundige Leser längst ahnt. Ohne einen Architekten geht es nicht. Ein Architekt, der ein Leistungsverzeichnis erstellt, die Außchreibung übernimmt und ein ein Angebot ausarbeitet. Kostenpunkt 12.000,- bis 15.000,- DM. Aufkommende Resignation wird im Keim erstickt. Der Freundeskreis wird systematisch durchforstet nach einem Architekten, der bereit ist, auf sein Honorar bis zur Renovierung zu warten oder für den Fall, daß es nicht zu einer Renovierung kommt, darauf zu verzichten. Bald scheint einer gefunden, springt aber bald wieder ab; beim Geld hört eben die Freundschaft auf.

Der Teufelskreis wird immer deutlicher: Ohne Geld kein Architekt, ohne Architekt kein Angebot, ohne Kostenangebot keine Möglichkeit, an öffentliche Mittel heranzukommen. Sollte die geplante Renovierung bereits in dieser Phase scheitern?

Schließlich wenden wir uns an die Baufirma, die bereits die Dachsanierung durchgeführt hat. Wieder der Hinweis, daß die mit der Erstellung des Angebots verbundenen Arbeiten etwa 12.000,- DM kosten. Nach mehrwöchigen zähen Verhandlungen ist man bei 4.000,- DM angelangt. Mit einer an Sturheit grenzenden Hartnäckigkeit drücken wir den Preis nochmals um 1.000,- DM. Dann nach weiteren vielen Ortsterminen und Gesprächen mit dem Beaufragten der Firma liegt uns endlich im April 1989 ein umfaßendes Kostenangebot über die Gesamtrenovierung des Landheims über 695.727,82 DM vor.

Die wirklichen Schwierigkeiten beginnen aber erst jetzt, denn nun folgt der nächste Schritt.

3.Schritt: Wie soll die Renovierung finanziert werden?

Angesichts der astronomischen Summe ist vorsichtige Skepsis durchaus angebracht. Uns bleibt nur die Möglichkeit, die entsprechenden Stellen wie Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Landkreis, Bezirkstag, Landesamt für Denkmalpflege um Zuschüße zu bitten. Ermutigend ist, das uns vom Kultusministerium 50 % Zuschuß in Außicht gestellt worden ist. Ob es möglich sein wird, auch die andere Hälfte aufzubringen, muß sich zeigen. Auf jeden Fall werden wir alle uns zur Verfügung stehenden Kräfte aufwenden und zusammen mit der Unterstützung von Eltern, Schülern und Lehrern des Rupprecht-Gymnasiums wird es uns vielleicht gelingen, unser Landheim in neuem Glanz erstehen zu laßen.

Trotz dieser Probleme läuft natürlich der Landheimbetrieb weiter. Die Lust der Schüler am Landheim ist ungebrochen und so war das Landheim abgesehen von den Wintermonaten auch in diesem Schuljahr wieder gut belegt. Seit 01.11.1988 haben wir einen neuen Landheimbetreuer, der diese Tätigkeit nebenberuflich ausübt. Herr Bierbauer, ein engagierter Sozialpädagoge, richtet für die Schüler das Frühstück her und hält das Haus sauber. Das Mittag- und Abendeßen wird weiterhin von der Firma Kneß-Fertiggerichte bezogen. Freilich können wir in vieler Hinsicht mit den Schullandheimen der Stadt München, die mit öffentlichen Mitteln unterhalten werden, nicht konkurrieren, aber trotz aller Unzulänglichkeiten ist es eben UNSER Landheim.

H. Seiffert